Happy End für Mampfbert

Mampbert hatte Ende letzten Jahres das große Glück in seine Familie zu ziehen. Heute möchten sie uns daran teilhaben lassen, wie ihr gemeinsamer Weg gestartet ist und wie es ihm heute geht. ❤️
PAULE MAMPFBERT – eine Liebeserklärung
Mampfbert soll es sein – ein vielleicht eher etwas abweisender Gesell, der wohl weder mit Mensch noch Hund gute Erfahrungen gemacht hat und dem Anschein nach nicht zwingend auf weitere Versuche Wert legt.
Es bestehe der Eindruck, er resigniere und werde vielleicht den strengen Winter in Rumänien nicht überleben, schätzt man ihn doch schon auf 8-10 Jahre.
Wird es unsere Leika-Mix-Hündin Marlen mit ihrem freundlich zurückhaltenden doch sehr charmanten Wesen und uns gelingen, ihn das Leben wieder als lohnend erleben zu lassen, dafür zu sorgen, dass der Überlebensweg diese kleinen Kerls zu einem guten Ende führt?
Nach einer letzten Warnung, eine Mitarbeiterin des Tierschutzes sei beim Betreten des Zwingers angeknurrt worden und Mampfbert habe die Zähne gefletscht, nach einem Video mit „seinem“ Tierpfleger im Shelter, das doch nicht so schlimm ausschaut, ist es am 21. Dezember soweit.
Von Box zu Box übernehmen wir ihn nach langer Reise aus Rumänien kommend am vereinbarten Übergabeort. Die Rückfahrt über ca 100 km verläuft ruhig. Der Geruch eines langen Lebens auf der Straße breitet sich aus.
Als wir zuhause an seine Transportbox herantreten, knurrt er. Als Marlen sich der Box nähert, knurrt er.
Sein neues Leben beginnt im Stall in einer Schweinebox zwischen Ziegen und Gänsen, die die Nachbarboxen bewohnen. Wir leben in einem niedersächsischen Bauernhaus, in dem Stallungen und Wohnraum ohne strenge Trennung ineinander übergehen. Das hat einen besonderen Reiz inclusive der Garantie von Heu und Stroh bis zum Sofa.
Da Mampfbert aus der Box heraus erst einmal alle angeknurrt hat, sind wir zunächst mit Handschuhen daran gegangen, die Leinen zu lösen. Er ist aber doch ganz zugänglich. Wir sind optimistisch. Er frisst, er säuft, er pinkelt und kackt in eine Ecke der Schweinebox. Wir machen mit beiden Hunden einen Minispaziergang.
Am Ende des Tages hockt Peter noch eine lange Zeit bei unserem neuen Mitbewohner in der Box. Er ignoriert ihn völlig, sieht ihn nicht einmal an. Paule, so heißt Mampfbert jetzt, wird ruhiger, setzt und legt sich schließlich neben Peter. Nachdem er in die Reisebox, seine Hütte, gegangen ist, sich auf die Seite gepackt und einmal tief geseufzt hat, lässt Peter ihn entspannt zurück. Ein warmes Gefühl erfasst uns. Es könnte gut werden.
Der nächste Tag: in den Stallgassen können Paule und unsere Hündin Marlen sich auch ohne Leine begegnen und Paule eine anfängliche Skepsis überwinden. Da er aber sofort meint, Stallecken und Heuballen markieren zu müssen, nehmen wir ihm die Last der Verantwortung ab.
Paule und Marlen beziehen nun ein gemeinsames „Wohnzimmer“, unseren Pferdelaufstall direkt neben der Küche. Paule verfolgt all unsere Aktivitäten schon mit viel Aufmerksamkeit, sucht Anschluss. Wir sitzen im gemeinsam dort, er will Nähe und mag es gestreichelt zu werden.
Einen Tag vor Weihnachten sind wir noch weiter zusammengerückt. Weitere Räume sind freigegeben, so geht es jetzt vom Stall weiter in die Küche und das anschließende Esszimmer.
Schon jetzt zeigt uns Paule, dass er sich das Leben mit uns vorstellen könnte, und auch Marlen scheint damit einverstanden zu sein. Auf dem Hof und auf der Wiese animieren sie sich gegenseitig zum Spiel.
Auch mit den Katzen klappt es. Sie sind einfach da und offenbar nicht furchtbar störend. Ich weiß nicht, ob wir einfach Glück haben oder ob auch diesbezüglich die Einordnung in unser „Rudel“ den Kontakt zu dieser Spezies erleichtert.
Wir bitten Besuch, Paule nicht zu beachten, bis er sich offensichtlich entspannt ablegt oder abwendet. Das funktioniert sehr gut, es gibt keinerlei Stress in der Gegenwart von Besuchern, Paule kommt mal in Küche oder Esszimmer gucken, zieht sich dann wieder in den Stall zurück, der Durchgang ist offen – eine gute Vorbereitung für den Alltag, wenn ebenfalls in unserem Haus, nur durch eine Tür getrennt, unsere Praxistätigkeit wieder losgeht.
Er hat eine Verletzung an der Hinterhand mitgebracht, die wir nach wenigen Stunden Gemeinsamkeit versorgen dürfen. Ein Maulkorb ist beim 3. Mal nicht mehr nötig. Neben einer frischen Wunde, die aber kein Problem darstellt, ist eine Altverletzung mit Einsteifung von Zehen, die zum Abrollen nötig wären, und davon ausgehend Stress für das Fußwurzelgelenk, ein bleibendes Problem. Derzeit beeinträchtigt ihn das nicht sehr.
Silvester ziehen die Pferde aus der Außenhaltung in den Laufstall. Statt des Hundewohnzimmers teilen sich nun beide Hunde Marlens „Schon-immer-Lieblingslager-platz“ im Stall. Auch das geht gut. Wir verbringen die Silvesternacht mit einem meiner Brüder, der auf der Durchreise ist, zusammen mit Hunden und Katzen im Esszimmer. Überall brennt Licht, um Mitternacht machen wir eine Stallrunde, eines der Pferde ist ein wenig unruhig, Paule übersteht diese Nacht gut.
Ende der ersten Januarwoche. Zeit für unsere erste „Übergriffigkeit“ Paule gegenüber. Er MUSS gebadet werden. Er stinkt ja immer noch wie jemand, der schon lange auf der Straße unter der Brücke gelebt hat, und diese Duftnote steht im Raum, auch wenn er ihn schon lange verlassen hat. Ein NO-GO für Praxis- und Schlafräume! Paule findet Wasser überhaupt nicht reizvoll. Ich steige mit in die Badewanne, beuge mich über ihn und halte ihn fest im Arm. So gelangen Wasser und Shampoo in Kontakt mit ihm und er lässt sich in einen zivilisationsgerechten Zustand bringen, der Türöffner für den Rest der Wohnung.
Beide schlafen nun vor unserem Schlafzimmer. Die Tür ist offen, aber sie kommen nur selten rein. Marlen hat schon immer einen etwas größeren Wohlfühlabstand für ihren Ruheplatz, Paule wählt die Entfernung geringer.
Paule sucht unsere Nähe besonders und genießt Streicheleinheiten, wir nutzen das auch für das Lernen gewünschten Verhaltens. Seinem früheren Namen gerecht werdend, kriecht er nicht aus der Jackentasche, wenn sich darin Leckerchen befinden. Also ist das schwierig bei Versuchen, etwas auf Abstand zu probieren.
Übrigens muss ich mich korrigieren in meinem Unverständnis dafür, wie ein Hund nur Mampfbert genannt werden kann….. Mampfbert beschreibt das Bild, das er abgibt, wenn es um Fressen geht – trotzdem Paule ist freundlicher und so sollen in Skandinavien die sonst namenlosen Wesen heißen, hat unsere Tochter gesagt und so ist aus Mampfbert Paule geworden.
Es ist Mitte Januar, drei Wochen ist er nun da und liegt entspannt bei mir im Büro, wenn ich außerhalb der Praxisöffnungszeiten den Papierkram erledige. Er hat einen Heidenspaß daran, mit Marlen herumzutoben. Wir wissen gar nicht mehr, wie es ohne ihn war. Er begleitet mich beim Versorgen der Pferde, die ihm inzwischen keine Angst mehr machen. Er „hilft“ beim Austrieb und beim Reinholen der Hühner und Gänse und macht keine Anstalten, sie als Braten zu betrachten. Wir versuchen ihn an diese Dinge heranzuführen, ohne ihn zu überfordern, dass er merkt, was unser Teil des Jobs ist und was er tun kann.
Während der Praxiszeiten sind Wartebereich der Praxis und Privaträume nur durch eine Tür getrennt. Selten bellt er mal, wenn jemand sich an einer falschen Tür vergreift. Das tägliche Kommen und Gehen der Patienten toleriert er. Oft liegt er schon in der Küche, wenn wir zur Pause reinkommen.
Das, was außerhalb unserer Hofstelle stattfindet, stresst Paule noch. Ein Spaziergang am späten Abend ist ziemlich entspannt, wenn so gut wie niemand mehr unterwegs ist. Autos werden nur noch selten angebellt. Anders ist es mit anderen Menschen und Hunden. Da braucht er noch einen ziemlich großen Abstand, um sich nicht aufzuregen. Wir arbeiten daran. Vielleicht gibt es mal ein paar systematische Desensibilisierungstage mit arrangierten Dates.
Ganz schnell aber hat sich Paule einen festen Platz in Marlens und unseren Herzen erobert und passt zu uns, als habe das Schicksal nie etwas anderes vorgesehen.