Reisebericht Baia Mare

„Wir fahren im April wieder nach Baia Mare – Willst du mit?“. Ich war total aufgeregt, als ich von Lena diese Nachricht bekam. Ja, natürlich wollte ich mit, denn ich wollte schon immer einmal sehen, woher mein Kleiner kommt. Im Januar 2018 kam Leo, ehemals Leandro, zu mir und ich wollte so viel wie möglich über seine Vergangenheit erfahren. Leo hat im Shelter in Baia Mare gelebt bevor er zu mir kam und deshalb freute ich mich umso mehr, dass ich dort jetzt mitfahren durfte.

So viel Planung stand mir bevor, doch die „alten Hasen“ vom Verein unterstützten mich, wo immer sie konnten. Sei es bei der günstigen Flugbuchung als auch bei der Unterkunft. Und so kam es, dass ich schon bald mit zwei anderen Teammitgliedern im Flieger saß und meinem ersten Besuch in Baia Mare entgegenfieberte. Als wir am Dienstag zu unserem ersten Tag im Shelter aufbrachen, wusste ich nicht was mich erwartet, ich wurde lediglich vorgewarnt, dass der Anblick der vielen Hunde die dort im Shelter leben, nicht gerade einfach zu ertragen ist. Und so war es dann auch. Ich betrat das Shelter und mir kamen sofort die Tränen. Hatte ich doch meinen kleinen Rumänen vor Augen, der so geräuschempfindlich ist. Wie hatte er es hier aushalten können?

In Baia Mare im Public Shelter leben ca. 300 Hunde in Zwingern. Manchmal zu zweit, manchmal zu dritt, je nach Größe der Hunde auch mal mit mehr als drei Hunden zusammen. Ich war überrascht und geschockt, denn beim Durchgang durch die verschiedenen Zwinger kamen die verschiedensten Hunderassen zum Vorschein, es war für jeden Hundeliebhaber etwas dabei: Es gab große und kleine Hunde, junge und ältere Hunde, Hunde aller Rassen und Farben. Neben dem ohrenbetäubenden Lärm, den 300 Hunde verursachen, wenn sie bellen, waren auch die anderen Verhältnisse schwer zu ertragen. Die Angestellten des Shelters geben sich wirklich viel Mühe, doch die Arbeit, um das Shelter in Stand und Schuss zu halten überwiegt, weshalb viele Hunde nicht die Aufmerksamkeit bekommen können, die sie so dringend brauchen oder verdienen. Vor Ort waren wir 12 Teammitglieder und hatten für die Woche, die wir dort verbringen wollten, viel vor. Eines unser großen Projekte war die Anbringung von Sichtschutzwänden zwischen den Zwingern. Am zweiten Tag in Baia Mare wurde einem Hund durch die Zwingerwand ein Teil seiner Rute abgebissen. Diese Kämpfe durch die Zwingergitter hindurch finden leider sehr regelmäßig statt, weshalb wir dem unbedingt vorbeugen wollten. Weitere Verbesserungsmaßnahmen waren das Pflanzen von Efeu, das sich am Zaun um das Shelter herum hochranken soll, damit es nicht mehr von außen so sehr einsehbar ist. Denn leider gibt es in der Umgebung viele der sogenannten „Gipsies“, die mit Tieren nicht so toll umgehen und manchmal durch den Zaun Steine nach den Hunden werfen. Außerdem strichen wir Holzplatten, mit denen die Böden in einem Teil des Shelters ausgelegt werden sollten, mit wasserabweisender Farbe.

Zusätzlich zu all diesen, sehr wichtigen, Projekten kamen natürlich das Kennenlernen der Hunde, Video- und Fotoaufnahmen von ihnen zu machen, um sie auf der Homepage vorstellen zu können, und das Umsorgen. Viele der Hunde im Shelter bekommen sonst viel zu wenig Aufmerksamkeit und können oft aus ihrer Schüchternheit ohne einen kleinen Stoß nicht „ausbrechen“. Sobald man sich jedoch mit ihnen beschäftigt tauen sie auf und freuen sich so sehr über Zuneigung. So hat unser Team schon so manchen Rohdiamanten gefunden. Für mich war es total spannend zu sehen, dass die meisten vom Team so viel Hundeerfahrung haben und daher die Hunde so gut einschätzen können. Ich war damals, als ich mich für Leo interessierte, schon begeistert, wie gut die Hunde eingeschätzt wurden und als ich dann vor Ort war, verstand ich auch warum. Die Teammitglieder beschäftigen sich so viel mit den Hunden und bringen sie auch in verschiedene Situationen (z.B. aus dem Zwinger herausholen, an der Leine führen, Testen von Katzenverträglichkeit), sodass wirklich ein gutes Bild der Hunde und ihrer Charaktere entsteht und sie ein möglichst passendes Zuhause finden.

Bereits vor meiner Reise nach Rumänien war ich ein starker Verfechter davon, unbedingt Tiere aus dem Tierschutz zu adoptieren, statt vom Züchter. Und diese Meinung hat sich jetzt verfestigt. Im Tierheim in Baia Mare allein suchen 300 tolle Hunde verschiedenster Arten ein neues Zuhause. Viele von ihnen sind so lieb und finden trotzdem niemanden, der sie lieb haben möchte. Wenn mein kleiner Hund bei mir zuhause auf dem Sofa liegt und mich mit seinen treuen Augen anschaut, weiß ich, dass er ein großes Glück gehabt hat, dass viele andere noch nicht hatten. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass alle Hunde ein tolles Zuhause finden, in dem sie mit ihrer Familie auf dem Sofa kuscheln dürfen und lieb gehabt werden. Doch da dieser Wunsch nicht so leicht in Erfüllung geht, werde ich auch in Zukunft meine Energie darein stecken, den Hunden nach und nach ein tolles neues Zuhause zu suchen. Die Reise nach Rumänien wird nicht meine letzte Reise gewesen sein, denn ich habe gemerkt, wie wichtig die Arbeit unseres Vereins für die Hunde vor Ort ist. Auch wenn wir nicht die Welt verändern können, können wir doch einen Teil dazu beitragen, dass sich für diese Hunde die Welt ändert.